Freitag, 10. Juni 2016

Unter Karnickeln

...verbrachte ich einen Teil meiner fotografischen Freizeit in den letzten Wochen. Häufig mit Stefan lagen wir in der Gegend rum und knipsten die putzigen Tiere. 
Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) sind, anders als vielleicht viele wissen, nacheiszeitlich erst vor einigen Jahrhunderten durch den Menschen bei uns eingebürgert worden. Ursprünglich sind sie auf der Iberischen Halbinsel, Westfrankreich und in Nordafrika heimischen gewesen. Mittlerweile ist die Art in großen Teilen Europas verbreitet und auch in anderen Teilen der Welt zu finden, mit nicht ganz unkritischen Folgen. In Deutschland entwickelten sich die ursprünglich gezielt ausgesetzten oder verwilderten Tiere prächtig, bis vor wenigen Jahrzehnten die China-Seuche, ein Virus (RHD - Rabbit Haemorrhagic Disease) viele Populationen zusammenbrechen ließ. Vieler Orts gilt das Wildkaninchen nun als  selten oder sogar verschwunden. Besonders in manchen Städten gibt es allerdings gute und stabile Populationen.

zwei etwa vier Wochen alte Jungtiere
600mm, f/6.3, 1/400s, ISO1000
Karlsruhe ist auch eine solche Stadt. An vielen Stellen finden sich (Meta)populationen. An Straßenböschungen, größeren Grünstreifen entlang von Straßen, aber auch auf geeigneten größeren Flächen kann man die Tiere finden. Interessant ist auch, dass die meisten Stadtkaninchen wohl eher tagaktiv sind. In freier Wildbahn gelten sie als dämmerungsaktive Säuger.

Dutzende
150mm, f/8, 1/320s, ISO400
bei einem nahenden Hund geht man dann doch mal von der leckeren Fläche ins Versteck zurück
300mm, f/5.6, 1/125s, ISO400
Sie binden sich schon fast gewöhnlich in das allgemeine Straßenbild ein. Verhält man sich "normal", läuft oder fährt also auf den gewohnten Wegen in üblicher Geschwindigkeit vorbei, stören sich die Tiere in keinster Form. Verhält man sich jedoch ungewöhnlich und hält an oder kommt den Tieren auf ungewohnten Wegen näher, werden sie misstrauisch und verschwinden in ihren Bauen oder auch in einer nahe liegenden Hecke.

wer sieht die Kaninchen?
150mm, f/5.6, 1/1250s, ISO800

Kaninchen? Ich hab keins gesehen...
600mm, f/6.3, 1/640s, ISO400
gut versteckt in der Hecke
600mm, f/8, 1/400s, ISO1800
Das Misstrauen hält allerdings nicht sehr lange an. Legt man sich ein Weilchen auf die Lauer, bewegungslos und ruhig, spitzeln die ersten Tiere bereits nach kurzer Zeit aus ihren Verstecken heraus.

gute Tarnung, nur die durchleuchteten Ohren sind ein Blickfang
600mm, f/6.3, 1/800s, ISO1250
ist die Luft wieder rein?
600mm, f/6.3, 1/400s, ISO400
mich sieht niemand
600mm, f/6.3, 1/800s, ISO800
entspanntes chillout mit Sandbad
600mm, f/10, 1/100s, ISO200
ein Rammler der vermutlich durch einen Kampf gezeichnet wurde, traut sich aus seinem Versteck
600mm, f/6.3, 1/1250s, ISO800
Spätestens wenn das erste Tier den Schritt aus dem Versteck macht um weiter zu äßen, folgen die Anderen meist ziemlich schnell.

den Großteil ihrer aktiven Zeit verbringen die Kaninchen beim Fressen und hocken mit gesenktem Kopf an einer Stelle
300mm, f/5.6, 1/500s, ISO800

Platzhirsch...ähh...-kaninchen
240mm, f/5.6, 1/2000s, ISO800
600mm, f/6.3, 1/400s, ISO360
400mm, f/6, 1/400s, ISO1000
kritisch schauende Häsin
600mm, f/6.3, 1/640s, ISO800
Anfänglich vielleicht etwas argwöhnisch mit einem bewussten Blick zu den komisch klickenden Kästen und dahinter liegenden Menschen, aber auch das wird schnell toleriert. Spätestens jetzt sieht man die erwachsenen Tiere nur noch mit gesenktem Kopf grasend in der Vegetation. Die Jungtiere sind es allerdings die immer wieder mal aufschauen und an allem möglichem interessiert sind. Hier entstehen dann auch die interessanteren Bilder. Zum Zeitpunkt der Aufnahmen konnten wir immer wieder Jungtiere unterschiedlichen Alters beobachten.

gemeinschaftlich grasende Gruppe
50mm, f/5.6, 1/4000s, ISO800
Nachwuchs
600mm, f/6.3, 1/800s, ISO1000
600mm, f/6.3, 1/1000s, ISO800
die Jungtiere zeigten auch an den höher gelegenen Blättern der Büsche Interesse
600mm, f/6.3, 1/500s, ISO800
aufmerksam
600mm, f/6.3, 1/800s, ISO800
600mm, f/6.3, 1/400s, ISO400
Auch auf Flächen in der Stadt kommt es immer wieder mal zu brenzligen Situationen, so konnten wir immer wieder Aaskrähen beobachten, die zwischen den Kaninchen nach schwachen oder zu langsamen Jungtieren Ausschau hielten. Hin und wieder passierte es auch, dass die Tiere plötzlich los rannten, in einem Tempo, was man den im normal Betrieb fast träge wirkenden Tieren in keinster Weise zugetraut hätte. Kurz darauf trabte dann meist ein herrenloser Hund durchs Bild und danach auch der Besitzer. 
Die sich mit einem Affenzahn bewegenden Tiere waren in ihrer Bewegung nicht sehr einfach festzuhalten, hatten die Tiere doch meist eine komische Beinhaltung, waren von einem Busch verdeckt, einen erneuten Haken geschlagen oder auch der AF hatte beim Mitziehen ein anderes Objekt zur Verfolgung erfasst. Ein paar mal klappte es dann doch und einige wenige male richtig gut.

mein mit Abstand bester Mitzieher
600mm, f/13, 1/50s, ISO200
Flucht-Chaos
600mm, f/14, 1/50s, ISO200
eher ein entspanntes weghoppeln
600mm, f/13, 1/100s, ISO400
Meist dauerte es nicht lange und die Tiere erschienen wieder kurz darauf wieder. Insbesondere das Verhalten in den Fresspausen und die Interaktion zwischen den Tieren ist spannend anzuschauen.

wahrscheinlich Mutter und Kind
600mm, f/6.3, 1/200s, ISO400
zwei Jungtiere
600mm, f/6.3, 1/1000s, ISO800
beim Beweglichkeitstraining
600mm, f/6.3, 1/250s, ISO400
kurz nach dem Kräftemessen spurten die beiden Rammler gleich wieder auseinander
600mm, f/8, 1/400s, ISO1250
grumpy rabbit
600mm, f/6.3, 1/800s, ISO400
Körperpflege (Kaninchen mit ausgeheilter Ohren(biss?)wunde)
600mm, f/6.3, 1/250s, ISO400
Teilweise blieben die Tiere sogar entspannt, wenn Spaziergänger anhielten aber auf den Wegen mussten sie bleiben, dann war sogar der Schnappschuss mit dem Handy drin.

bleiben Leute auf den üblichen Wegen, sind die meisten Kaninchen völlig entspannt
300mm, f/5.6, 1/400s, ISO1600