Mittwoch, 23. September 2015

Der Schwarze Pelzbienen-Ölkäfer in Südbaden

Ölkkäfer gehören aufgrund ihrer Biologie zu den besonders faszinierenden Insekten. Die Larven der Ölkäfer locken Bienen an und parasitieren diese. Dass es in der Welt der Insekten immer noch Neues zu entdecken gibt, erzählt der folgende Blogbeitrag. Er entstand in Zusammenarbeit mit Gregor Faller. Er wohnt nur 10 Fahrradminuten von den Fundorten entfernt und konnte daher diese Geschichte ausführlich dokumentieren. 
150mm, f/8, 1/50s, ISO800
Im Herbst 2013 entdeckte Gregor an einem Weißdornzweig auf einem Halbtrockenrasen im südwestlichen Baden-Württemberg einige Ölkäfertriungulini (Ölkäferlarven in ihrem ersten sehr mobilen Stadium werden Triungulinus genannt). Er fragte mich, um welche Art es sich handeln könnte und nach etwas Verwirrung und Rücksprache mit einigen Coleopterologen (u.a. Dr. Jürgen Schmidl und Dr. Johannes Lückmann) wurde schnell klar, dass es sich um Larven des Schwarzen Pelzbienen-Ölkäfers (Stenoria analis) handelt. Dieser Käfer wurde in Westdeutschland wenige Wochen zuvor erstmals nachgewiesen. Gregor konnte somit die erste erfolgreiche Reproduktion für Deutschland nachweisen. Überhaupt handelt es sich hierbei um eine bislang höchst seltene Art, die bis vor kurzem noch als in Deutschland ausgestorben galt. Weitere Funde stammen nur noch aus Brandenburg, wo vermutlich eine Sandbienenart der Wirt der Käferlarve ist.
Wer entdeckt die Larven?
16mm (24mm KB), f/5.6, 1/640s, ISO200 (Foto: Gregor Faller)
Hunderte Triungulini hängen an Gespinstfäden wie ein Tropfen (Cluster) an dem Weißdornzweig.
150mm (KB 225mm), f/9, 1/640s, ISO400 (Foto: Gregor Faller)
Stenoria analis parasitiert im westlichen Teil seines Verbreitungsgebietes an der Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae). Diese hübsche Bienenart flog zahlreich am Fundort. Allerdings beachtete sie die Triungulinicluster kaum. (Wahrscheinlich weil die Flugzeit der Biene schon fortgeschritten war und es schon viele weibliche Bienen gab). Auch die Zeit der  ausgewachsenen Käfer war schon vorbei.  
Allerdings konnten trotzdem ein paar Seidenbienen mit angekrallten Käferlarven fotografiert werden.
Efeu-Seidenbienenschlafgemeinschaft
55mm (82mm KB),  f/4, 1/640s, ISO320 (Foto: Gregor Faller)
Efeu-Seidenbienenschlafgemeinschaft
55mm (82mm KB),  f/8, 1/320s, ISO800 (Foto: Gregor Faller)
Die Efeu-Seidenbiene wurde erst 1993 als eigene Art beschrieben. Sie fliegt im Spätsommer und im Herbst und besucht hauptsächlich Efeu-Blüten.
Die solitär, allerdings in Kolonien lebende Biene gräbt ihre Brutröhren in lockere Böden.
Im „Pelz“ zwischen den Flügeln sitzt eine Ölkäferlarve.
150mm (225mm KB), f/10, 1/100s, ISO400 (Foto: Gregor Faller)
Efeu-Seidenbiene mit vielen Triungulini im Gepäck
150mm (225mm KB), f/11, 1/200s, ISO400 (Foto: Gregor Faller)
Im August 2014 entstanden nun auf dieser Wiese erstmals Fotos erwachsener Käfer. Allerdings war für weitere Beobachtungen nicht genügend Zeit vorhanden.
150mm (225mm KB), f/8, 1/400s, ISO320 (Foto: Gregor Faller)
150mm, f/8, 1/80s, ISO400
Im August 2015 fand Gregor wieder Käfer, zusätzlich auch noch an einem weiteren Fundort etwa 1km entfernt. Diesmal passte es zeitlich und ich ließ mir die Gelegenheit nicht entgehen und fuhr auch zu dem Fundort, um die bemerkenswerte Art auch einmal in Natura zu sehen und zu fotografieren.
Weibchen mit frisch abgelegten Eiern.
150mm (225mm KB), f/7.1, 1/50s, ISO400 (Foto: Gregor Faller)
150mm, f/3.2, 1/500s, ISO800
einige Tage altes Eigelege
150mm, f/9, 1/160s, ISO800
Eigelege
150mm, f/5.6, 1/400s, ISO640
In diesem Jahr konnten die Käfer und Bienen etwas ausführlicher beobachtet werden. Die Käfer sitzen fast bewegungslos an exponierten Stellen und legen die Eier an die Ähren von Gras, Getreide, an Blätter oder an Zweigenden ab. Auch die Bienen suchen zur Nachtruhe solche Orte auf. 
Die ersten Triungulini schlüpften, als die Flugzeit der Seidenbiene begann und zuerst männliche Bienen aktiv waren.
die Ölkäferlarven schlüpfen
150mm (225mm KB), f/9, 1/160s, ISO400 (Foto: Gregor Faller)
Die Larven sind nur etwa 1 Millimeter lang und verströmen offenbar Pheromone, auf die die männlichen Wildbienen reagieren.
150mm (225mm KB), f/10, 1/400s, ISO200 (Foto: Gregor Faller)
Eine männliche Efeu-Seidenbiene im Anflug
150mm (225mm KB), f/5.6, 1/6400s, ISO1000 (Foto: Gregor Faller)
Die männlichen Bienen fliegen sehr hektisch auf der Suche nach Weibchen umher. Sie reagierten offenbar auf die Larvencluster und flogen diese an, blieben manchmal einige Zentimeter entfernt vor den Larven in der Luft stehen und stürzten sich dann plötzlich auf die Cluster. Meist ließen sich die Bienen daraufhin augenblicklich fallen, manchmal verfingen sie sich auch kurz in Gespinstfäden und rissen dabei einige Käferlarven mit. Das Wachstum der Larve und die Metamorphose zum Käfer findet später in der Brutröhre der Biene statt. Dort fressen die Larven nach ihrer ersten Häutung den eingetragenen Vorrat  und danach die Bienenbrut selbst auf.
Die Seidenbiene mitten im Cluster
150mm (225mm KB), f/6.3, 1/4000s, ISO800 (Foto: Gregor Faller)
150mm (225mm KB), f/6.3, 1/4000s, ISO800 (Foto: Gregor Faller)
150mm (225mm KB), f/6.3, 1/400s, ISO200 (Foto: Gregor Faller)
Ich hoffe, dass die Leser des Blogs die Biologie des Schwarzen Pelzbienen-Ölkäfers ähnlich spannend finden wie wir. Besonders durch die Neuausbreitungen dieser Art zeigt sich, dass es auch in Mitteleuropa noch viel zu entdecken gibt. Es freut mich, dass dieser gemeinsame Blogpost zustande gekommen ist und möchte mich hier nochmals ausdrücklich bei Gregor für seine Arbeit und die Bereitstellung der fantastischen Fotos bedanken!

Mittwoch, 2. September 2015

Auf du und du mit dem Siebenschläfer

Bereits vor ziemlich genau einem Jahr hatte ich über den Siebenschläfer in der Urlaubsituation berichtet und nun sollte es in diesem Jahr zu einer Wiederbegegnung kommen. Wie im letzten Jahr sollte sich alles auf wenigen Quadratmetern eines Schuppens abspielen. Ich verzichtete dieses Jahr völlig auf zusätzliche Lichtquellen und arbeitete nur mit dem Licht, welches durch die installierten Lampen erzeugt wurde und was teilweise durch die geöffnete Tür hinein kam. Hierdurch wollte ich eine möglichst atmosphärische Stimmung festhalten und die vorhandene Situation möglichst gut wiedergeben. Auch wenn es im ersten Moment nicht einfach erscheint in einem kleinen Raum, in dem man schon intensiv fotografiert hat noch einmal neue Bilder zu machen, so denke ich, dass dies durchaus geklappt hat. Es war eine Herausforderung, da ich andere Bilder machen wollte und nicht nur die letztjährigen wiederholen. Da sich im Schuppen selbst kaum etwas verändert hat, ist aber ein gewisser Wiedererkennungswert nicht zu verleugnen.

24mm, f/4, 1/80s, ISO3200
50mm, f/2.2, 1/30s, ISO1600
50mm, f/1.8, 1/25s, ISO1600
50mm, f/2.2, 1/40s, ISO1600
150mm, f/2.8, 1/800s, ISO3200
Wenn es nachts in den Bäumen unheimlich knackte, knirschte und quietschte und man manchmal auch einen Siebenschläfer im Mond- oder Taschenlampenlicht erahnen konnte, war ein guter Zeitpunkt im Schuppen nachzuschauen ob ich ein Tier entdecken konnte. Anders als im letzten Jahr, als es durchaus auch Aktivität von den Tieren am Tag gab, waren dieses Jahr meist nur früh und abends Siebenschläfer im Schuppen zu sehen. Ich spreche im Plural, da diesmal mindestens zwei Individuen im Schuppen zu finden waren. Leider kann ich nicht sagen ob es sich eher um zwei Rivalen des attraktiven Verstecks handelte oder doch um zwei verwandte Tiere. Auf jeden Fall gab es hin und wieder wilde Verfolgungsjagden kreuz und quer durch den Schuppen.

20mm, f/3.5, 1/80s, ISO3200
85mm, f/1.8, 1/40s, ISO3200
24mm, f/4, 1/80s, ISO1600
150mm, f/2.8, 1/40s, ISO1600

Wie auch schon im letzten Jahr versuchte ich mich möglichst zurückhaltend im Verschlag aufzuhalten um die Tiere so wenig wie möglich von ihrer normalen Aktivität zu stören. Aber natürlich bemerkten mich die Tiere bereits mit dem ersten Schritt in den Schuppen, ließen sich aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit weder von mir, noch vom Auslösegeräusch der Kamera stören. Spätestens nachdem die Tiere sich begannen vor der Kamera zu putzen, war klar, dass ich nicht als Problem von den Tieren wahrgenommen wurde.

24mm, f/4, 1/40s, ISO3200
50mm, f/1.8, 1/30s, ISO1600
18mm, f/3.5, 1/80s, ISO3200

Ich arbeitete diesmal mit zwei Kameras, bzw. versuchte ich dies. Neben meiner Nikon D800 in der Hand setze ich noch eine kleine Sony alpha 5000 ein, welche ich mit einem Tablet per WLAN fernsteuern und auslösen lassen kann. Eine interessante Idee, die sich jedoch unter den schlechten Lichtverhältnissen nur mäßig umsetzen lies. Zumal die Tiere dann nicht die erwarteten Wege liefen und man nur angeschnittene oder unscharfe Tiere im Bild hatte. Nichtsdestotrotz eine spannende Möglichkeit insbesondere für zukünftige Projekte.

50mm, f/2.2, 1/125s, ISO1600
30mm (45mm KB), f/2.8, 1/60s, ISO2000
18mm, f/3.5, 1/125s, ISO3200
Im ersten Blogeintrag über den Siebenschläfer hatte ich bereits einige Fakten zu dem Bilch gesammelt und möchte dem hier auch nichts mehr hinzufügen. Es war wieder einmal faszinierend eine heimische Säugetierart so nah und intensiv erleben zu können. Mit den diesjährigen Bildern versuchte ich die letztjährigen zu ergänzen und mit anderen Brennweiten und Bildschnitten zu arbeiten. Ich denke, dass die 2015er Bilder einen gute Ergänzung zu den letztjährigen darstellen.