Donnerstag, 21. August 2014

Siebenschläfer in der Urlaubssituation

Im Urlaub ernsthaft Naturfotos zu machen ist meist nicht ganz einfach, insbesondere wenn es kein Fotourlaub ist (das hatte ich ja schon mal letztes Jahr beschrieben). Meist überlegt man, ob es sich überhaupt lohnt die ganze Ausrüstung mit zu nehmen, da man eh nicht dazu kommt den Großteil der Ausrüstung zu nutzen. 
Unser Urlaubsort war wieder der selbe wie im letzten Jahr, nämlich die Sächsische Schweiz. Und auch in diesem Jahr hatte ich echtes Glück ein Fotomotiv direkt an unserer Unterkunft zu finden (Danke an Jürgen für den Tipp), welches mir über Tage die Möglichkeit gab Fotos zu machen. 
Dabei sollte es sich auch auszahlen, dass ich deutlich mehr Ausrüstung mitnahm als ursprünglich geplant. Von 14, über 50 und 85 bis hin zu 150mm konnte ich alles für ein und das selbe Subjekt einsetzen. Dazu kam noch in einigen Bildern ein Blitz den ich dank Funkauslöser entfesselt nutzte.
Alle Fotos entstanden auf wenigen Quadratmetern, nämlich in einem Schuppen. Dort hatte es sich ein Siebenschläfer bequem gemacht und war meist sowohl abends als auch morgens anzutreffen. Manchen Tag gelang kein einziges Foto und hin und wieder ganze Serien am Stück. Die Fotobedingungen waren nicht ganz einfach, zum Teil fehlte der Platz oder die richtige Persepktive, aber vor allem fehlte es an Licht. Da ich keine tot geblitzten Bilder haben wollte nutzte ich höhere Lichtempfindlichkeiten (dazu gibts einen Blogpost), Licht von draußen per Reflektor in den Schuppen gebracht (Danke an Silva für die Idee und Hilfe) aber auch einen entfesselten Blitz in Kombination mit einem Diffusor.

85mm, 1s, f/2.8, ISO1600
150mm, 1/100s, f/3.2, ISO1600
14mm, 1/125s, f/5.6, ISO800
Der Schuppen schien ein beliebtes Quartier für Siebenschläfer zu sein, da mir bestätigt wurde, dass da seit Jahren die kleinen Bilche zu hören und manchmal auch kurz zu sehen seien. Also dachte ich mir, dass müsste man doch fotografisch festhalten können. Nach einiger Zeit gewöhnte sich der Siebenschläfer tatsächlich an mich als auch an das Fotozeug und kam teilweise auf wenige cm heran, blieb dabei aber immer vorsichtig und zurückhaltend. Das Tier war durch die Umgebung natürlich schon an menschlichen Besuch im Schuppen gewöhnt. Dadurch gelangen unterschiedlichste Aufnahmen des Tiers in seiner anthropogenen Unterkunft. Wichtig war mir dabei genau diese mit in den Bildern zu integrieren. Portraits von Siebenschläfern gibt es ja schon genug.

21mm, 1/2s, f/5.6, ISO800
75mm, 1/160s, f/2.8, ISO1000
50mm, 1/125s, f/3.2, ISO400
Der Siebenschläfer (Glis glis) gehört zur Familie der Schläfer oder Bilche, zu ihnen gehören auch Gartenschläfer und Haselmaus. Diese Familie ist mit den Hörnchen näher verwandt. In Deutschland findet man den Siebenschläfer besonders in den Mittelgebirgen, wenn gleich er bis auf die nordwestdeutsche Tiefebene überall verbreitet ist.  
Er lebt in Laub- und Mischwaldbeständen, ist aber auch in naturnahen Parks und Gärten zu finden. Sein Vorkommen scheint primär mit fruchttragenden Laubbäumen verbunden zu sein, daher ist er auch in reinen Nadelbaumbeständen der höheren Lagen nicht mehr zu finden. Die Tiere halten sich in kleineren Familientrupps zumeist in den Baumkronen auf. Die Art ist vornehmlich dämmerungs- und nachtaktiv.

85mm, 1/10s, f/2.8, ISO800
127mm, 1/25s, f/4, ISO800
14mm, 1/13s, f/5, ISO800
Die Bilchart ernährt sich von Früchten, Samen und auch Insekten, macht aber gelegentlich vor Vogeleiern oder Jungvögeln nicht halt. Tagesverstecke sind von Natur aus Baumhöhlen, es werden aber auch sehr gern Nistkästen angenommen oder Gebäude mit entsprechenden Unterschlupfmöglichkeiten (z.B. Zwischenböden).  Die Überwinterung findet frostsicher in Verstecken unter der Erde, in Trockenmauern oder auch in Gebäuden statt. Der Winterschlaf dauert dann meist von Oktober bis Mai, also sieben Monate, daher auch der Name.

75mm, 1/100s, f/5.6, ISO800 
50mm, 1/100s, f/3.5, ISO200
127mm, 1/13s, f/2.8, ISO800
Im alten Rom wurden die Tiere gezüchtet und gegessen. In einigen südeuropäischen Ländern wird der Siebenschläfer noch als Spezialität verzehrt, obwohl der Fang und die Mast der Tiere verboten ist.
Die Hauptbedrohung der Tiere ist großflächiger Waldumbau von naturnahen Laub- oder Mischwäldern in naturferne Forste. Strukturreichtum in seinem Lebensraum ist eines der elementaren Voraussetzungen für das Überleben des Bilches. Hierdurch ist nämlich nicht nur die Nahrungsverfügbarkeit gesichert, sondern auch die Versteckmöglichkeiten, gegenüber von Feinden wie dem Waldkauz, gegeben. 
In der Sächsischen Schweiz konnten wir nachts etliche von ihnen hören. Beinah unheimlich knackte, knirschte und quietschte es von den Bäumen herunter, manchmal konnte man dann auch ein Tier im Mond- oder Taschenlampenlicht erahnen. 
Ein tolles Erlebnis die Tiere nicht nur in der Dunkelheit zu erleben, sondern auch eines hautnah zu sehen, zu beobachten und fotografieren zu können.  

150mm, 1/125s, f/3.5, ISO800
14mm, 1/125s, f/5.6, ISO800
150mm, 1/125s, f/3.5, ISO400
50mm, 1/100s, f/4, ISO200

Freitag, 8. August 2014

-Waldmaus im Dunkeln- oder -Was man mit ISO25600 so machen kann-

In den letzten Jahren hat sich die Technik der digitalen Kameras stark weiterentwickelt. Aus technischer Sicht weint ja auch schon länger keiner mehr den analogen Zeiten hinterher. Hier überholte die neue Technik die alte schon vor einigen Jahren. Aber wofür denn der ganze Fortschritt, Fotos werden schließlich schon seit fast 200 Jahren gemacht. Ist die ganze Technik also nur Spielkram und wenig zielführend für die eigentliche Essenz des Fotografierens, nämlich das Foto?

In den vergangenen Wochen konnte ich nun von solch aktueller Technik profitieren. Über einige Tage hinweg fotografierte ich meist mit ISO1600 in einem recht dunklen Schuppen. Die dabei entstandenen Bilder sind einwandfrei und auch für großformatige Abzüge tauglich. Jeder der schon mal einen analogen 1600er Film benutzt hat, weiß wie kompromissbehaftet dies war. Was ich da fotografiert habe, werdet ihr im kommenden Blogeintrag erfahren (hier).
Aber in einer anderen Fotosituation staunte ich wirklich sehr über die aktuell verfügbare Technik (einige Kameras können das übrigens bereits noch besser). Wir saßen auf einer Bank im Elbsandsteingebirge und die Sonne war beinah schon 30 Minuten untergegangen, als wir im letzten Licht eine kleine Maus durch das Heidekraut huschen sahen. Sie störte sich nicht durch unsere Anwesenheit und kam immer näher. Ich hatte meine Kamera neben mir liegen, weil ich eben noch Bilder vom Tag aussortiert hatte, also probierte ich es: Kamera vorsichtig auf der Bank ausrichten, Kopf langsam Richtung Kamera absenken und durch den Sucher schauen. Leider war es schon so dunkel, dass manuelles fokussieren eher ein grobes Schätzen geworden wäre, also nutzte ich den Autofokus und tatsächlich stellte er auf dem gewählten Fokuspunkt etwas scharf. Die angezeigte Verschlusszeit war für die vorhandene Situation unterirdisch, schließlich hatte ich 150mm dran, stütze die Kamera nur auf der Bank ab und die kleine Maus war immer etwas in Bewegung. Konsequenterweise drehte ich also den ISO der Kamera auf das Maximum (HI2.0 ≙ ISO25600). Mit einer Verschlusszeit von nun 1/25s gelangen zwei Aufnahmen, dann war das Mäuschen weg. 
Der Blick danach auf das Display war erstaunlich, nicht nur dass das Bild um ein vielfaches heller war, als das was unsere Augen noch an Licht einfingen, sondern auch der Fokus saß optimal. Es entstand kein großartiges Bild und es rauscht natürlich auch, aber klar ist, noch vor wenigen Jahren wäre es nicht möglich gewesen überhaupt an ein solches Foto zu denken. Daher ist die technische Weiterentwicklung besonders im Bereich der Lichtempfindlichkeit für die Naturfotografie nicht zu unterschätzen.

Vermutlich handelt es sich um eine Waldmaus (Danke an Benjamin für die Bestimmung). Das Bild wurde in meinem normalen RAW-Entwicklungsprozess bearbeitet und auch nur minimal entrauscht. 
Waldmaus - Apodemus sylvaticus c.f.
150mm, f/2.8, 1/25s, ISO25600
26.7.2014,  21:26 Uhr