Donnerstag, 10. November 2011

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling - Phengaris nausithous

Es gibt viele bemerkenswerte biologische Prozesse und Wechselwirkungen. Besonders spektakuläre gibt es bei unterschiedlichen Insektengruppen die andere Lebewesen parasitieren (bzw. parasitoieren). Auch in der mitteleuropäischen Fauna gibt es viele Beispiele, wie etwa die Maiwürmer. Käfer die sehr untypisch aussehen und ein sehr agiles erstes Larvenstadium besitzen (Triungulinus-Larven) und in großen Mengen auf Blüten sitzen z.T. sogar durch ihre Akkumulation selbst Blüten imitieren und von Bienen angeflogen werden wollen. Fliegt eine Biene also eine solche Blüte an, klettern die Larven sofort auf diese. Die solitär lebende Biene fliegt dann später ihre Brutröhre o.ä. an und die Käferlarven besetzen diese sehr schnell und unbemerkt. Angekommen häuten sich die Käferlarven zum nächsten Larvalstadium, welches sehr unbeweglich ist und fressen die Vorräte und die Bienenbrut auf. Dann beginnt der Zyklus von neuem. Bemerkenswert sind auch die vielen parasitoiden Holzschlupfwespen die ihren Wirt, welcher sich einige cm tief im Holz befindet, ausfindig machen und dann mit einem haardünen Legebohrer durch das Holz genau ein Ei an oder in diesen legen.
Solch faszinierenden Zusammenspiele gibt es jedoch nicht nur bei relativ kryptischen Insektengruppen, sondern auch bei welchen die Jeder kennt. Unter den Tagfaltern gibt es z.B. die Ameisenbläulinge und eine Art möchte ich in diesem Blogpost vorstellen, den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling.

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous bzw. Phengaris nausithous) ist von Mitteleuropa bis zum Ural und Kaukasus verbreitet. Isolierte Vorposten existieren auch weiter westlich. Unter den Ameisenbläulingen ist diese Art die häufigste. Ihr Lebensraum umfasst Feuchtwiesen-Komplexe, offene Wiesen aber auch kleinräumige Saumstandorte, wichtig dabei ist das Vorhandensein des Großen Wiesenknopfes (Sanguisorba officinalis) und der Wirtsameise (Myrmica rubra oder auch M. samaneti und M. scabrinodis). 
Der Falter fliegen vor allem im Juli und August. Die Weibchen legen ihre Eier an kurz vor der Blüte stehende Blütenknospen des Großen Wiesenknopfs. Die Eier werden in die Blütenköpfe gelegt. Die rötlichen Raupen fressen diese nach ihrem Schlupf von innen auf. Nach einiger Zeit verlassen sie die Blüte und lassen sie sich zu Boden fallen. Hier warten sie bis sie ihre Wirtsameisenart (meist Myrmica rubra) findet und in deren Bau trägt. Hier wird die Schmetterlingsraupe wie die eigene Brut gepflegt, dies ist vermutlich durch eine chemische Tarnung möglich. Die Raupen fressen die Eier und die Ameisenlarven. Die Ameisen erhalten im Gegenzug ein zuckerhaltiges Sekret. Im Ameisenbau verlieren die Larven ihre rötliche Färbung. Sie überwintern im Bau und verpuppen sich auch dort. Nach dem Schlupf des Falters muss dieser sofort das Ameisennest verlassen, da nun seine Tarnung nicht mehr funktioniert und von den Ameisen als Eindringling angegriffen wird. 
In Deutschland wird die Art als gefährdet geführt und ist europäisch geschützt (FFH-RL). Hauptbedrohung liegt wie bei den meisten Arten in der Zerstörung des Lebensraumes, die Intensivierung von Grünland, Grünlandumbruch, Aufforstung und auch Düngung zerstören die Lebensgrundlage dieser faszinierenden Art. Besonders entscheidend ist eine extensive Mahd, bei der der Wiesenknopf zum Flugzeitpunkt des Falters seine Blüte beginnt.    


150mm, 1/13s, f/8, ISO200, SVA, KFB, Diffuser
150mm, 1/80s, f/8, ISO200, SVA, KFB, Diffuser


150mm, 1/125s, f/5, ISO200, SVA, KFB, Diffuser
150mm, 1/80s, f/8, ISO200, SVA, KFB, Diffuser
150mm, 1/30s, f/6.3, ISO200, SVA, KFB, Diffuser


150mm, 1/8s, f/4, ISO200, SVA, KFB, Diffuser
150mm, 1/40s, f/4, ISO200, SVA, KFB, Diffuser
150mm, 1/3s, f/8, ISO200, SVA, KFB, Diffuser